Übersetzungen – Im Zuge der internationalen Erweiterung des eigenen eCommerce Angebots stellt sich auch immer die Frage danach. Kein Problem, oder?
Leider nein, denn je intensiver man sich mit dem Thema beschäftigt, desto komplexer wird es. Auch ein PIM System hilft zwar den Übersetzungsbedarf zu ermitteln, das eigentliche Thema Übersetzungen wird aber nicht gelöst. Doch was muss beachtet werden?
Die Frage: „Was gehört zu einer „korrekten“ Übersetzung?“ setzt nämlich voraus, dass eine Unterscheidung zwischen „richtiger“ und „falscher“ Übersetzung möglich ist. Ein Bewertungsansatz ist sicher der, dass eine korrekte Übersetzung den Sinn des Ausgangstextes erfassen und verständlich in die Zielsprache übertragen soll.
Das klingt erstmal einfach, ist es aber selbst bei eigentlich trivialen Vorlagen, wie z.B. Featurelisten, nicht immer leicht. Wenn in der Zielgruppe z.B. andere Maßeinheiten oder Normen gelten, dann müssen die Aussagen nicht nur textlich, sondern auch inhaltlich übersetzt werden. Doch selbst zwischen den Ländern im deutschsprachigen Sprachraum unterscheiden sich Fachbegriffe oder Produktbezeichnungen, z.B. für Werkzeuge, teilweise erheblich, sodass es sich lohnt eigene Texte für Zielgruppen in Deutschland und Österreich zu erstellen.
Das Unternehmen Eurotext hat in Ihrem Blog sich intensiv mit dem Thema Übersetzungen beschäftigt und einige wichtige Hinweise und Best Practices für Übersetzungen zusammengestellt, die wir im Folgenden vorstellen möchten:
Sachlich korrekte Übersetzungen – Hilfreiche Hinweise
Natürlich muss eine Übersetzung sachlich bzw. fachlich korrekt sein. Das heißt, der beschriebene Sachverhalt für die Übersetzungen muss richtig wiedergegeben werden. Wenn im Ausgangstext von fünf Personen die Rede ist, dürfen daraus in der Übersetzung nicht sechs Personen werden. Hier spielt auch der Kontext eine wichtige Rolle: Einzelne Worte oder Sätze lassen dem Übersetzer einen gewissen Spielraum, weil sie häufig nicht eindeutig sind. Erst aus dem Gesamtkontext ist erkennbar, was genau gemeint ist.
Formal korrekt
Zur formalen Korrektheit einer Übersetzungen gehört natürlich in erster Linie, dass der Zieltext keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler enthält. Auch die korrekte Schreibweise von Eigennamen zählt dazu, was bei der Verwendung unterschiedlicher Alphabete oder Schriftzeichen mitunter nicht ganz einfach ist. Bei Briefen oder anderen Dokumenten, deren Form bestimmten Vorgaben unterliegt, muss darauf geachtet werden, dass die Formatierung den Regeln des Ziellandes angepasst wird. Das kann zum Beispiel die Schreibweise von Datumsangaben oder Adressen betreffen. Das ist aber noch nicht alles. Zur formalen Korrektheit von Übersetzungen gehört auch, dass alphabetisch sortierte Listen nach der Übersetzung wieder neu sortiert sind, dass Referenzen auf Seitenzahlen geprüft und Inhaltsverzeichnisse korrigiert wurden.
Maße und Einheiten
Datumsangaben wurden gerade schon genannt, aber es gibt noch viele anderen Daten, die bei der Übersetzung relevant sind. Teilweise genügt dabei nicht, nur die Schreibweise zu ändern. Manche Daten müssen vor einer Übersetzungen für den Zielmarkt umgerechnet werden. Das betrifft zum Beispiel Längen-, Gewichts- und Raummaße, die vom metrischen System ins angloamerikanische übertragen werden. Oder Uhrzeiten, die mal im 12- und mal im 24-Stunden-System angegeben werden. Unter Umständen muss sogar die Zeitzone berücksichtigt werden. Andere Beispiele für unterschiedliche Einheitensysteme sind Leistungsangaben bei Motoren (DIN- vs. SAE-PS) oder Konfektionsgrößen. Hier ist festzulegen, welche Einheiten im Zielland zu verwenden werden.
Im weitesten Sinn fallen auch Währungen und Steuern unter diesen Punkt. Je nachdem, was für ein Text übersetzt werden soll, sind evtl. Währungen und andere Steuersätze zu berücksichtigen. Im Bereich des eCommerce können auch Zollabgaben und Versandkosten dazukommen. Im Shop kann vieles davon automatisiert umgerechnet werden, bei Printprodukten muss diese Aufgabe der Übersetzer übernehmen.
Terminologien
Bei der Übersetzung von Handbüchern und Anleitungen spielt Fachterminologie eine wichtige Rolle. Werkzeuge, technische Bauteile und Fachbegriffe lassen sich meist unterschiedlich übersetzen. Damit es beim Endanwender nicht zu Missverständnissen kommt, ist es enorm wichtig, Begriffe einheitlich zu verwenden und zwischen unterschiedlichen Übersetzungsmöglichkeiten zu wechseln.
Dazu ist im Vorfeld zusammen mit dem Kunden abzustimmen und zu konsolidieren, welche Begriffe zu verwenden sind. Gleiches gilt bei eCommerce-Übersetzungen für Keywords und deren SEO. Aufschlussreiche Details zu SEO finden Sie im folgenden Blogbeitrag SEO im B2B eCommerce – Was ist wichtig?.
Übrigens auch für den Bereich Marketing besitzt dies Gültigkeit, nur dass es da nicht um Fachbegriffe, sondern um Marken- und Produktnamen geht. Deshalb sollte vor Übersetzungsbeginn ebenso festgelegt werden, wie Produktnamen und -attribute (z.B. Sonder-Editionen oder Farben) übersetzt werden sollen. Sonst weiß der Übersetzer nicht, wie er damit umgehen soll. Übersetzen? Nicht übersetzen? Teilweise übersetzen? Die Folge wäre ein ausgesprochen unprofessionelles Durcheinander verschiedenster Begriffe.
Stil
Für viele Kunden sicherlich das wichtigste Kriterium: der Sprachstil. Stehen sachliche, neutral formulierte Inhalte im Vordergrund? Oder eher werblich und kreativ? Gehobener Stil, normaler Stil, Umgangssprache, Jugendsprache oder sogar Dialekt? Wie sieht es mit der Kundenansprache aus? Soll der Kunde mit einem höflichen „Sie“ oder mit einem informellen „Du“ angesprochen werden? Soll sich der Übersetzer strikt am Ausgangstext orientieren, oder darf er den Text bei Bedarf komplett umformulieren?
Da das letztlich Fragen der Zielgruppe und des persönlichen Geschmacks sind, ist es wichtig, die Wünsche und Ziele vorher möglichst genau zu definieren. Außerdem ist es möglich, unterschiedliche Stilproben anzufertigen, und den Kunden entscheiden zu lassen, welcher Stil ihm am meisten zusagt.
Regionale und soziale Gegebenheiten
Um eine wirklich richtig gute Übersetzung anzufertigen, genügt es nicht, die Zielsprache perfekt zu beherrschen. Man muss auch die Gegebenheiten im Zielland kennen: Gebräuche, soziale Strukturen, kulturelle Besonderheiten. Das beinhaltet zum Beispiel korrekte Anredeformen, Höflichkeitsfloskeln und Redewendungen.
Fettnäpfchen oder soziale Tabus sind geschickt zu umgehen. Wortspiele sind so zu übertragen, dass sie nichts von ihrem Witz verlieren, eine mitunter sehr schwierige Aufgabe.
Teilweise kann es auch erforderlich sein, Texte komplett umzuarbeiten oder auf andere Zielgruppen anzupassen. Zum Beispiel wenn im Zielmarkt andere Geschlechterbilder oder Arbeitsteilungen üblich sind. Auch religiöse Traditionen oder regionale Feiertage erfordern Fingerspitzengefühl.
Fazit
Kommunikation sicherstellen – Eine schwierige Aufgabe
Wie man sieht, ist eine korrekte Übersetzung eine Wissenschaft für sich. Manches ist einfach zu beurteilen, anderes sehr komplex.
Ob eine Übersetzung richtig oder falsch ist, lässt sich häufig nicht einfach mit einem Blick ins Wörterbuch klären. Und ob eine richtige Übersetzung am Ende gefällt, ist immer auch eine Frage des eigenen Geschmacks.