Sobald die eigenen strategischen Überlegungen zur Internationalisierung der eigenen eCommerce Aktivitäten abgeschlossen sind und das Thema in die Umsetzung geht, sind direkt einige eher technische Aspekte zu berücksichtigen und zu klären. Im Folgenden ein Überblick der Themen die Sie als Vorbereitung einer Internationalisierung (Podcast – Internationalisierung und Lokalisierung) festgelegen sollten:
Internationales URL System festlegen
Eine zentrale Frage der Internationalisierung ist sicher, unter welchen Adressen (URLs) auf das eigene Angebot zukünftig zugegriffen werden soll.
Hier stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, die sich zum Teil erheblich unterscheiden. Allerdings gilt auch für dieses Thema, dass es keine optimale Lösung gibt, sondern eher, dass die Lösung auf die eigenen Belange passen muss.
Länderspezifische URLs
Länderspezifische URLs bedeutet für die Internationalisierung, dass jeder Shop für jedes Land unter einer eigenen, unabhängigen Adresse erreichbar ist, wie z.B. firmenname.de, firmenname.cn, firmenname.nl, etc.
Sofern für ein Land unterschiedliche Sprachen relevant sind, können diese durch entsprechende Verzeichnisse realisiert werden, wie z.B. firmenname.ch/de, firmenname.ch/fr, firmenname.ch/it.
Die Voraussetzung für diese Vorgehensweise ist natürlich, das die entsprechenden TLD (Top Level Domains) für die gewünschten Länder verfügbar bzw. nutzbar sind.
Eine optimale Ausrichtung jedes eCommerce Systems auf die jeweilige Zielgruppe ist bei dieser Vorgehensweise perfekt gegeben (s. hierzu unseren Beitrag zum Thema Lokalisierung im B2B eCommerce). Allerdings ist die Kommunikation und die Bewerbung der jeweiligen Webadressen in diesem Fall immer länderspezifisch zu leisten und sicherzustellen.
Weiterhin ist der administrative Aufwand hoch, da pro TLD im Rahmen Ihrer Internationalisierung jeweils andere Registrare erforderlich sind.
Länderspezifische Subdomains
Bei länderspezifischen Subdomains wird für die Internationalisierung mit einer TLD (Top Level Domain) gearbeitet und pro Land eine Subdomain verwendet, wie z.B. de.firmenname.com, fr.firmenname.com oder cn.firmenname.com.
Subdomains sind vergleichsweise leicht und günstig einzurichten, da diese i.d.R. nur bei einem DNS (Domain Name Server) Server einmal hinterlegt werden müssen. Weiterhin lassen sich die Subdomains einfacher kommunizieren, da im Wesentliche eine TLD Adresse im Markt bekannt gemacht werden muss.
Allerdings ist bei diesem Verfahren als Antwort auf die Internationalisierung den Kunden häufig unklar, wie auf Sprachen in Ländern mit mehreren lokalen Sprachen, wie z.B. die Schweiz, zugegriffen werden soll. ch-de.firmenname.com für die deutschsprachige Schweiz und de.firmenname.com für Deutschland sind zumindest erklärungsbedürftig. Es empfiehlt sich deshalb bei diesem Verfahren Sprachversionen über Verzeichnisse zu realisieren, wie z.B. ch.firmenname.com/de oder ch.firmename.com/fr.
Länderspezifische Unterverzeichnisse
Unterverzeichnisse für verschieden Länder sind ebenfalls sehr leicht und einfach einzurichtende Lösungen für die Internationalisierung, wie z.B. firmenname.com/de oder firmenname.com/cn. Allerdings ist es auch bei diesem Verfahren sehr schwierig Länder- und Sprachversionen abzubilden. Man könnte zwar hier mit den ISO Bezeichnungen arbeiten und z.B. firmenname.com/de_DE für Deutschland und firmenname.com/ch_DE für die deutschsprachige Schweiz verwenden, aber ob Kunden dies immer verstehen, bleibt fraglich.
Darüber hinaus ist dieses Verfahren auch aus SEO Überlegungen für Ihre Internationalisierung eher suboptimal. Duplicate Content (siehe unten) lässt sich auf diesem Wege z.B. wesentlich schwerer vermeiden.
Länderspezifische URL-Parameter
URL-Parameter, wie z.B. firmenname.com?lang=EN sollten nur dann verwendet werden, wenn eine SEO Optimierung im Projekt nicht relevant ist. Dies ist sicherlich aber nur in den wenigsten Projekten der Fall.
Ansonsten sind auch hier die gleichen Probleme für Ihre Internationalisierung zu lösen, wie bei den länderspezifischen Unterverzeichnissen. Der Kunde muss verstehen, wie er an sein landes- und sprachspezifisches Angebot kommt.
Duplicate Content vermeiden
Duplicate Content liegt vor, wenn identischer Inhalt auf verschiedenen Webseiten zum Einsatz kommt. Grundsätzlich ist dies erstmal kein Problem. Allerdings strafen Suchmaschinen Seiten mit Duplicate Content häufig ab. Sofern Suchmaschine Rankings eine Rolle spielen, ist Duplicate Content unter allen Umständen zu vermeiden. Somit ist es gerade bei der Internationalisierung ein wichtiges Thema. Detaillierte Informationen hierzu findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Duplicate_Content.
Sofern z.B. ein Angebot für Deutschland und Österreich geplant ist und die gleichen Produkte mit den gleichen Produktinformationen präsentiert werden sollen, benötigt man eine Strategie zur Vermeidung von Duplicate Content.
Um das Problem zu lösbar zu machen, stellt Google den Marker „hreflang“ zur Verfügung, sodass man Google über die Existenz von verschiedenen internationalen Seiten und länderspezifischen Sprachvariationen informieren kann. Informationen zu hreflang sind bei Google verfügbar (siehe https://support.google.com/webmasters/answer/189077?hl=de).
Angenommen Ihre Seite steht unter firmenname.com auf Englisch zur Verfügung und unter firmenname.es haben Sie eine spanische Version umgesetzt. Um Google mitzuteilen, dass die spanische URL die spanischsprachige Entsprechung der englischen Seite ist, gibt es z.B. die
folgenden Möglichkeiten:
- HTML-Link-Element im Header
- HTTP-Header
Link: <http://es.example.com/>; rel=“alternate“; hreflang=“es“ - Sitemap
Statt mittels Markup können Sie Informationen über Sprachversionen in einer Sitemap einreichen
Sollte eine zentrale Seite verwendet werden, auf der automatisch oder über eine Auswahl des Benutzer zu einer Sprach- oder Länderversion weitergeleitet wird, steht hierfür die Belegung hreflang=“x-default“ zur Verfügung. Dies ist z.B. relevant, wenn Sie auf länderspezifische Subdomains oder Unterverzeichnisse von einer TLD, wie z.B. firmenname.com, verweisen möchten.
Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit sogenannte Canonical Links zu verwenden. Hier wird bei mehrfach verwendeten Inhalten der Suchmaschine mitgeteilt, wo die Originalinhalte zu finden sind.
Neben dem Verweis auf alternative Sprachvarianten ist es bei unterschiedlichen URL Varianten sehr empfehlenswert mittels des „canonical“-Tags auf doppelte Inhalte hinzuweisen. Dadurch ist einer Herabstufung im Suchmaschinen-Ranking aufgrund von „duplicate content“ vorgebeugt.
Ladezeiten für Internationalisierung optimieren
Natürlich sollte immer auf eine optimale Ladezeit geachtet werden, aber manchmal ist der Standort des Betrachters von entscheidender Bedeutung. Z.B. wirkt sich die „Great Firewall“ nicht in der Beschränkung von Inhalten aus. Auch müssen alle Inhalte einmal hier durch, wenn man Kunden in China erreichen möchte. Da nützt es wenig, wenn man den best angebundesten Server in Deutschland betreibt. Es lokales Hosting Vorort kann für die Internationalisierung die deutlich bessere Lösung sein.
Auch wenn solche Hindernisse, wie oben für China dargestellt, nicht existieren, so müssen doch alle Daten physikalisch einmal vom Server zum Rechner des Kunden transportiert werden. Je länger dieser Weg ist, desto mehr wirkt es sich auf die Geschwindigkeit der Übertragung aus. Hier empfiehlt es sich CDNs (Content Delivery Networks) einzusetzen, die automatisch alle speicherintensiven Daten, wie z.B. Bilder oder Videos, weltweit verteilen und dafür sorgen, dass, in Abhängigkeit vom Standort des Kunden, auf die jeweils „nächsten“ Daten verweist. Dies spart erheblich Ladezeit.
Unit M empfiehlt Ihnen gerne geeignete CDN Anbieter für Ihr Projekt.
Geeignete lokale Zahlungsanbieter auswählen
Die Zahlung ist immer eine Vertrauenssache. Sofern Zahlarten eine Rolle spielen und nicht wie häufig im B2B eCommerce eher vernachlässigbar sind, sollte man sich an die Gepflogenheit des jeweiligen Landes halten. Und hier sind durchaus andere Zahlarten verbreitet, als die, die wir aus Deutschland kennen.
Alipay, Tenpay und UnionPay sind z.B. in China sehr verbreitet. Aber soweit muss man gar nicht gehen. In den Niederlanden ist iDEAL sehr weit verbreitet und in Polen wird gerne über Przelewy24 gezahlt. In einer direkten Wettbewerbssituation mit lokalen Anbietern oder als vertrauensbildende Maßnahme sind die unterstützten Zahlungsanbieter deshalb sehr wichtig.
Internationalisierung bei Qualitätssiegel
Was für Zahlarten gilt, gilt auch für Qualitätssiegel. In nahezu allen Ländern haben sich hier andere Anbieter etabliert, sodass ein Qualitätssiegel häufig nicht ausreichend ist.
Hier eine Liste an etablierten Qualitätssiegelanbietern aus europäischen Ländern:
- Dänemark: https://www.emaerket.dk
- Österreich: https://www.guetezeichen.at
- Schweden: https://dhandel.se/trygg-e-handel/
- Spanien: https://www.confianzaonline.es
- United Kingdom: https://www.safebuy.org.uk/go/
Internationalisierung bei der Suchmaschinen Optimierung
Auch für Suchmaschinen gilt, dass es hier erhebliche länderspezifische Unterschiede geben kann. Während man in Deutschland und Europa sicherlich hauptsächlich Google berücksichtigen muss, so sieht dies z.B. in China und Russland durchaus anders aus.
In China wird beispielsweise Baidu statt Google als Suchmaschine verwendet.
Chinesische Suchmaschine Baidu
Russische Suchmaschine yandex
Internationalisierung bei Zahlformaten, Einheiten, Adressen und Symbolsprachen
Wer einen IT-orientierten Job macht, hat sicher schon häufig über die unterschiedlichen Formate für Zahlen und Datumswerten geflucht. Fakt ist aber, dass es ohne sie nicht geht. Das ist auch bei einer internationalen Webseite zu berücksichtigen. Auch wenn mittlerweile Systeme existieren, die versuchen für internationale Standards zu sorgen, so wie z.B. ein internationales Größensystem, so sind doch die nationalen Standards noch deutlich dominierend.
Ähnlich unterschiedlich ist die Darstellung von Adressen, die fast in allen Ländern Besonderheiten aufweisen.
Dies gilt sogar für Namen, die international ebenfalls keinen Standard haben. In Asien wird z.B. erst der Nachname und dann erst der Vorname genannt. In China ist zusätzlich der Nachname auch vor die Anrede zu stellen, sodass es Müller Herr und nicht Herr Müller heißt. Besonders bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang vietnamesische Namen. In Vietnam gibt es z.B. nur ca. 300 verschiedene Familiennamen. Viele Vietnamesen geben im Ausland ihren Namen in der vietnamesischen Reihenfolge an, so dass sie mit ihrem Eigennamen angesprochen werden, wenn sie gesiezt werden oder sie werden mit ihrem Familiennamen angesprochen, wenn sie geduzt werden.
Weiterhin lohnt es sich die landesspezifische Symbolsprache zu recherchieren. Symbole kommen im eCommerce gerne als Piktogramme zum Einsatz. Leider gilt auch hier, dass es keinen internationalen Standard für solche Symbole gibt.
Unterschiedliche Schreibrichtungen und Übersetzungen
Sobald arabische Länder Zielgruppen einer Internationalisierung sind, ist die Empfehlung ein eigenes Layout für diese Länder zu verwenden und auf die jeweiligen Sprachen optimierte Templates einzusetzen.
Kuwaitischer Onlineshop
Aber auch das Thema der Übersetzungen ist nicht zu vernachlässigen. Während sich die Produktinformationen sehr gut im Produktinformationsmanagementsystemen verwalten lassen, enthält die B2B eCommerce Lösung aber auch eigene Textelemente, die nur für Shopsysteme relevant sind. Hier möchten wir Ihnen den Blogbeitrag empfehlen Warum ein PIM System benötigt wird.
Beispielhaft sind hier der Begriff „In den Warenkorb“ oder die AGB Seite genannt. Wir haben speziell dafür ein eigenes browserbasiertes Onlineübersetzungssystem entwickelt. Dieses bietet neben der Unterstützung für Test- und Livesysteme, ein Rechtssystem, konfigurierbare Defaultsprachen und Auswertungen über die Qualität und die Vollständigkeit von Übersetzungen der Shoptexte.
Selbstverständlich lassen sich auf diesem Wege auch JavaScript Meldungen übersetzen und die Produktdaten sind für die Übersetzung gesperrt. Gerne zeigen wir Ihnen in einer Livepräsentation, wie unser System funktioniert. Wir bieten es aber ausschließlich für unsere Kunden in unseren Projekten an.